Shrimp-Import nach Europa - Nachhaltig geht anders

Der europäische Markt ist einer der grössten Importeure von Shrimps weltweit. In Supermärkten, Restaurants und Fischmärkten sind Shrimps ein beliebtes Produkt. Doch wie nachhaltig ist der Shrimp-Import nach Europa wirklich? Aktuelle Studien und Zahlen werfen ein kritisches Licht auf die Umwelt- und Sozialaspekte der globalen Shrimp-Produktion.

Text/Bild: Stephan Lendi

Die Dimension des Shrimp-Imports

Europa importiert jährlich rund 700.000 Tonnen Shrimps, wobei die Hauptlieferanten Länder wie Ecuador, Indien, Vietnam und Thailand sind. Laut einer Studie der FAO (Food and Agriculture Organization) sind die Importeure in der EU für etwa 34% der globalen Shrimp-Importe verantwortlich. Diese enorme Nachfrage hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und die sozialen Strukturen in den Produktionsländern .

Umweltbelastung durch Shrimp-Farmen

Zerstörung von Mangrovenwäldern

Ein zentraler Umweltaspekt der Shrimp-Aquakultur ist die Zerstörung von Mangrovenwäldern. Mangroven sind wichtige Ökosysteme, die Küstenlinien schützen, CO2 speichern und eine hohe Biodiversität unterstützen. Eine Studie von "Nature" zeigt, dass in den letzten 20 Jahren etwa 38 % der weltweiten Mangrovenwälder für die Shrimp-Aquakultur zerstört wurden . Dies führt nicht nur zu einem Verlust an Biodiversität, sondern trägt auch zur Freisetzung großer Mengen von CO2 bei.

Wasserverschmutzung und Überdüngung

Shrimp-Farmen setzen oft große Mengen an Chemikalien und Antibiotika ein, um Krankheiten zu bekämpfen und das Wachstum der Shrimps zu fördern. Diese Substanzen gelangen in die umliegenden Gewässer und verursachen dort erhebliche Umweltschäden. Laut einer Studie der University of Stirling sind rund 75 % der Shrimp-Farmen in Südostasien für die Verschmutzung der angrenzenden Gewässer verantwortlich, was zu toten Zonen und einer erheblichen Verringerung der Wasserqualität führt.

Soziale Auswirkungen der Shrimp-Produktion

Arbeitsbedingungen und Menschenrechte

Die Arbeitsbedingungen in der Shrimp-Industrie sind oft prekär. In vielen Produktionsländern sind die Löhne niedrig, die Arbeitszeiten lang und die Arbeitsbedingungen unsicher. Eine Untersuchung von Human Rights Watch deckte auf, dass etwa 20 % der Arbeiter in der Shrimp-Industrie unter Bedingungen arbeiten, die als ausbeuterisch eingestuft werden können. Kinderarbeit und Zwangsarbeit sind ebenfalls weit verbreitet.

Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften

Die Expansion der Shrimp-Aquakultur hat oft negative Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften. Traditionelle Fischereipraktiken werden verdrängt, und die lokale Nahrungsmittelversorgung wird beeinträchtigt. Eine Studie der Environmental Justice Foundation fand heraus, dass in Küstenregionen Indiens und Thailands viele Gemeinschaften ihren Zugang zu traditionellen Fischgründen verloren haben, was zu wirtschaftlicher Unsicherheit und Ernährungsunsicherheit führt.

Nachhaltigkeitsinitiativen und mögliche Lösungen

Zertifizierungen und Standards

Es gibt Initiativen zur Förderung nachhaltiger Shrimp-Produktion, wie beispielsweise die Aquaculture Stewardship Council (ASC) Zertifizierung. Diese Standards sollen umweltfreundliche Praktiken und faire Arbeitsbedingungen sicherstellen. Allerdings decken diese Zertifizierungen derzeit nur einen kleinen Teil der globalen Produktion ab. Eine Studie des World Wildlife Fund (WWF) zeigt, dass nur etwa 10 % der importierten Shrimps in Europa nach solchen Standards zertifiziert sind.

Verbesserte Aquakulturpraktiken

Die Einführung von nachhaltigeren Aquakulturpraktiken, wie zum Beispiel integrierte Multi-Trophische Aquakultur (IMTA) oder biofloc-basierte Systeme, könnte die Umweltbelastung erheblich reduzieren. Forschungsergebnisse der Wageningen University deuten darauf hin, dass solche Systeme den Einsatz von Chemikalien und Antibiotika um bis zu 70 % reduzieren und gleichzeitig die Produktivität steigern können.

Der Shrimp-Import nach Europa hat erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft in den Produktionsländern. Trotz bestehender Nachhaltigkeitsinitiativen bleibt noch viel zu tun, um die Produktion wirklich nachhaltig zu gestalten. Verbraucher und Unternehmen müssen sich der Problematik bewusst werden und gemeinsam Lösungen vorantreiben, um eine umweltfreundlichere und sozial gerechtere Shrimp-Industrie zu fördern.

Quellen

  1. FAO. (2021). The State of World Fisheries and Aquaculture 2020. Link

  2. Richards, D.R., & Friess, D.A. (2016). Rates and drivers of mangrove deforestation in Southeast Asia, 2000-2012. Proceedings of the National Academy of Sciences, 113(2), 344-349. Link

  3. Gräslund, S., & Bengtsson, B.-E. (2001). Chemicals and biological products used in South-east Asian shrimp farming, and their potential impact on the environment—a review. Science of the Total Environment, 280(1-3), 93-131. Link

  4. Human Rights Watch. (2018). Hidden Chains: Rights Abuses and Forced Labor in Thailand’s Fishing Industry. Link

  5. Environmental Justice Foundation. (2015). Pirates and Slaves: How Overfishing in Thailand Fuels Human Trafficking and the Plundering of Our Oceans. Link

  6. WWF. (2020). Sustainable Shrimp. Link

  7. van der Ploeg, M., Bush, S.R., & Mol, A.P.J. (2016). Governing the environmental impact of Asian shrimp farming: The efficacy of international certification standards. Ocean & Coastal Management, 122, 1-9. Link

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Biofloc-Technologie im Shrimp-Farming: Ein nachhaltiger Ansatz

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